Review: Jens Lubbadeh: Unsterblich

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“Die Ewigen sind das Beste aus jedem gelebten Leben. Die Blended Reality ist das neue Paradies.” Im Jahr 2044 ist der Traum vom ewigen Leben menschliche Realität geworden. Oder unmenschliche.

 

Worum es geht: Zombies, Geister, Klone, Avatare – die Vorstellungen von einem Leben jenseits der regulären Lebenszeit sind vielfältig. Jens Lubbadeh entwirft in “Unsterblich” das Szenario von virtueller Auferstehung in Form von “Ewigen”. Hirnimplantate der Firma Immortal machen es möglich: John F. Kennedy hat Donald Trump längst aus dem Weißen Haus vertrieben (glücklicherweise wusste der Autor zum Veröffentlichungszeitpunkt noch nichts von dessen Präsidentschaft), Barack Obama existiert in zweifacher Form – als 82- und Anfang Fünfzig-Jähriger, Helmut Schmidt ist deutscher Bundeskanzler, Michael Jackson kommt auf die Bühne zurück, das iCar 6 erobert den Markt. Und auch Stilikone Marlene Dietrich ist zurück in ihren Hosenanzug geschlüpft, um wieder durch Berlins Straßen zu wandeln. Selbstverständlich mit einem Update, um sich in der neuen Gegenwart zurechtzufinden, und der markenüblichen Sperre für Todesphantasien. Doch genau da enthüllt sich ein bug: Die digitale Kopie der Leinwandlegende scheint dem Ableben näher als vorgesehen. Gehackt, manipuliert, entführt oder schon – technisch undenkbar – dahingeschieden? Versicherungsagent Benjamin Kari begibt sich auf die Suche nach dem aus seinen eigenen Händen geschaffenen Produkt und der unglaublichen Geschichte dahinter. Dabei begegnet er Whistleblower Reuben Mars, der seinem ehemaligen Arbeitgeber großes Gefahrenpotential attestiert. Dabei ließ sich sogar sein großes Idol Freddy Mercury zwei Jahre zuvor immortalisieren und bricht mit Queen wieder sämtliche Rekorde. Who wants to live forever?

 

Was man lernt: Normalsterbliche, Avatare und Ewige – die Gesellschaft bleibt trotz technischen Fortschritts komplex und gespalten. Endlichkeit und Unendlichkeit sind gleichermaßen beängstigend. Wer ewiges Leben will, braucht Geld und verliert Seele. Depression und Massenmorde sind nichts weiter als ein PR-Problem. Und als Hologramm kann man nicht essen, knutschen oder pinkeln. Also: Jung und gesund bleiben, immer gern, aber bitte nur bis zum Ende eines regulären Lebens.

 

Fazit: Gute Science-Fiction, großer Humor, schöner, eher journalistischer, denn belletristischer Stil – unsterblich lesenswert

 

Jens Lubbadeh, Unsterblich, Roman, Heyne, 2016 erschienen, 448 Taschenbuch-Seiten

 

b5von6

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