Aloha, meine Internetjunkies. In dieser Woche habe ich meine allererste Listeningsession überhaupt mitgemacht, eine sehr private zudem. Durch das Studium etlicher Musikzeitschriften wusste ich natürlich vorher schon, wie so etwas abläuft. Gespannt war ich dennoch wie ein Flitzebogen. Listening-Sessions sind nämlich oftmals sehr heikel. Der Künstler will sein neues Baby vorstellen und naturgemäß kein negatives Feedback erfahren, während der Journalist eine CD zum ersten Mal überhaupt hört und freundlich, aber bestimmt ein fundiertes Ersturteil raushauen möchte. Ich habe schon von Kollegen gehört, denen beim Hören vor Ort der sprichwörtliche Kitt aus der Brille gefallen ist, weil das vorgespielte Zeugs so mies war, dann die Contenance behalten konnte, im Artikel aber rausgeledert hat. Bei Marco Wriedt (Foto) von 21 Octayne war das zum Glück nicht nötig, denn die neue CD (V.Ö. 25.9.) ist ne gute Sache geworden. Darüberhinaus ist das Fachsimpeln mit Marco einfach ein Genuss und artet gern im wilden Surfen durch die Musikwelt der letzten 40 Jahre aus.
Das war also ein Top-Termin. Ein echtes Ärgernis bleibt Apples Streaming-Desaster. Meine Kritik (und Abkehr von Apple Music) habe ich ja HIER schon beschrieben, nun hat der Blogger Jim Dalrymple, der auf Loopinsight regelmäßig aus dem Apple-Universum berichtet und als echter Insider (und Apple-Vertrauter) gilt, den Finger noch weiter in die Wunde gelegt und mir aus dem Herzen gesprochen: Apple Music ist ein Desaster. Der Kollege berichtet dazu noch über Schlimmeres: Nämlich, dass (angeblich) selbst bei Apple niemand wüsste, wie man das Schiff wieder in ruhige Gewässer bekommt.
At some point, enough is enough. That time has come for me Apple Music is just too much of a hassle to be bothered with. Nobody I’ve spoken at Apple or outside the company has any idea how to fix it, so the chances of a positive outcome seem slim to none – Jim Dalrymple
Doch regen wir uns nicht weiter über die Obstindustrie auf. Regen wir uns lieber über das Internet im Allgemeinen auf. Diese Woche dachte ich urplötzlich einfach so: “DAS ist nicht mehr mein Internet.” Gründe? Es gibt so viele verschiedene. Auch, wenn man da nicht hinsurfen soll: Lest mal allein die Userkommentare unter einem Blöd-Zeitungsartikel. Ich garantiere, spätestens der dritte Kommentar greift einen der vorigen Kommentatoren unsachlich und unflätig an. Arme, minderbemittelte und geistig degenerierte Menschen tummeln sich mittlerweile so verstärkt in Foren und Kommentarfunktionen, dass einem Angst und Bange werden kann.
Die Schwachmaten, die unter einer Facebookmeldung (“Syrer findet 1000 Euro und ein Sparbuch und bringt es zur Polizei”) Kommentare wie “Ja, klar, wir werden nur noch verarscht”, “Märchen aus 1001 Nacht” oder “Lügenpresse” verzapfen, kotzen mich an. Ich gehöre übrigens lieber zur vermeintlichen Lügenpresse als dass ich ein Faschist bin. Ganz ehrlich? Wäre es nicht schön, wenn man das Internet erst nach einer vorigen Unbedenklichkeitsprüfung freischalten lassen könnte?
Und wo ich gerade in Rage bin: Bin ich der einzige Mensch, der sich ein Internetvideo nicht weiter anguckt, wenn vor dem Start ein Werbeblock kommt? Neulich geschehen bei Spiegel-Online: Ich klicke aufs Video, die Meldung “in 20 Sekunden geht es los” erscheint im Werbeblock und ich verlasse die Seite. DAS ist nicht mein Internet.
Kommen wir aber wieder zu was Nettem: Das NORD OPEN AIR ist ab Freitagmittag in vollem Gange und da solltet Ihr mal alle gefälligst aufschlagen – auch die, die morgen “Noch ein Bier, noch ein Bier” bei Sabaton in Gelsenkirchen schreien werden. Zwei solche Festivals zeitgleich in unmittelbarer Nähe stattfinden zu lassen, ist nichts anderes als eine Katastrophe. Für Fotos werde ich wohl hin und her fahren, denn das Line-up beim NORD OPEN AIR ist am Samstag ebenfalls bockstark.
Zu guter Letzt will ich Euch noch unseren immer weiter wachsenden Gig-Guide (HIER) ans Herz lesen. Da sind mittlerweile mehr als 170 Konzerttipps für den Rest des Jahres vorhanden – und es werden immer mehr.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.