Doc ’n‘ Roll – Der digitale Orkan 03.04.15

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Ich bin ein Internetjunkie, ein Technikfreak, ein 21st Century Digital Boy. Ich bin deshalb schuldig. Kein Stück besser als die meisten von Euch. Ich laufe sehenden Auges in das Zentrum des Orkans, nur bringt dieser eher keinen Neubeginn nachdem er alles Dagewesene zerstört hat. Denn den Fortschritt kann man nicht aufhalten, selbst wenn er ein Rückschritt ist. 

 

Die digitale Evolution hat nicht wie erhofft zu Professionalisierungen der Branchen geführt sondern meist zur Banalisierung. Jeder meint er sei ein Fotograf, nur weil er ein Foto mit einer Digitalkamera machen kann, dabei aber von Bildkomposition keine Ahnung hat. Das gleiche in der Musik. 50 Prozent der Rockbands sind im besten Fall irrelevant, meist eine traurige Bagatelle. Ohne günstige Homestudiotechnik gebe es die ganzen überflüssigen Veröffentlichungen nicht, wäre die Szene gesünder, weil es weniger hungrige Mäuler zu stopfen gebe. 

 

Wir haben 100 Bücher auf unserem Kindle und lesen nicht eins. Wir wissen nicht, mit welchem wir beginnen sollen. 

 

Jeder glaubt heute, er sei ein Journalist, nur weil er weiß, wie man einen Blog mit Worten füllt. Oder zumindest ein Medienkritiker, wenn es sprachlich nicht reicht.

 

Das höchste Gut des Journalismus wird fast nicht mehr angewandt: Selektion. Alles wird erst einmal raus geblasen, oft ungeprüft. Auch hier gibt es eine Parallele zur Musik. Wer nicht mehr selektieren muss, weil er beispielsweise unendlich viel kostenlose Studiozeit hat, veröffentlicht niemals nur seine absolute Toparbeit, sondern immer auch Füllmaterial. Insofern hat uns immer günstiger werdende Technik ärmer und nicht reicher werden lassen.

 

Die enorme Masse an Veröffentlichungen verhindert, dass neue Idole und Speerspitzen geboren werden, die länger als drei bis fünf Jahre die Stadien füllen. Sie verhindert aber auch, dass Rohdiamanten aus einer bestimmten Sphäre hervorsteigen können. Klar passiert das immer wieder, viele tolle Bands krauchen aber in einer dicken Ursuppe herum, ohne reele Chance irgendwann das nächste Level zu erreichen bis es dann irgendwann „Game over“ heißt. 

 

Vor allem im Rock und Metal hat das Gigantensterben längst begonnen – im originären Sinn des Wortes. Wer füllt die Hallen, wenn die Stones weg sind? Ac/Dc, Judas Priest, Iron Maiden oder Metallica? Die Halbwertzeit von Musik ist so gering geworden, dass sich Bands solche Stati kaum noch erarbeiten können. 

 

Das Dilemma an dem Dilemma: die Entwicklung ist nicht zu stoppen. Zumindest weiß ich nicht, wie das gehen kann. Ich steh inmitten des binären Orkans und warte auf den Untergang. Ich bin ein Junkie, ich kann nicht anders.  

 

 

In diesem Sinne: Rock on

 

yoursdocrock

 

 

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