EA wagt es, Tony Hawk vom virtuellen Skateboard-Thron zu stoßen – und es ist gelungen! Das riesige Areal von San Venelona (das sehr an San Francisco erinnert) lädt ein, den Skater in einem rauszulassen. Dabei hat man die Wahl, im EA-typischen Karrieremodus anzutreten oder GTA-like durch die Stadt zu cruisen und neue spektakuläre Skate-spots zu finden. Bei verschiedensten Events und Challenges, die über das ganze Stadtgebiet verteilt sind, muss man unterschiedliche Aufgaben lösen und wilde Skatetricks beherrschen können. Ziel ist es dabei, Held der örtlichen Skaterszene zu werden und aufs Titelbild einer der Skater-Magazine zu kommen. Das hierbei verdiente Geld kann dann zur Ausstattung des Charakters im Skateshop verwendet werden. Richtig Freude macht dabei der Videomodus, in dem man jederzeit seine Stunts mit unterschiedlichsten Effekten und Kameraperspektiven bearbeiten und seine Ergebnisse anschließend online hochladen kann. Die Stürze sind übrigens dermaßen realistisch in Szene gesetzt, dass man quasi jedes Mal vor Schmerzen aufschreit, wenn das Skater-Ego an einer Wand zerschellt oder die schmerzempfindlichsten Körperteile an einem Treppengeländer zerquetscht werden. Besonders üble Unfälle werden umgehend in der "Hall of Meat" präsentiert, bei der ein Skelett anzeigt, wo der Chirurg Hand anzulegen hat. Die Steuerung unterscheidet sich grundlegend von der Tony-Hawk-Steuerung. Während es beim Hawk-Klassiker genügt, für die meisten Tricks einen Button zu drücken, so ist man bei Skate im wesentlichen auf die Analogsticks angewiesen. Das ist anfangs sehr tricky, doch mit etwas Übung steht man schon bald die ersten Grinds und Flips.
Genau das macht den Reiz und die Langzeitmotivation bei Skate aus. Die Analogsteuerung bietet so viele Trickoptionen, dass man es immer und immer wieder versuchen möchte. Skate ist eine beinahe perfekte Skateboard-Simulation und kein schneller Arcadetitel. Die grafik ist großartig, die Stadt wimmelt von Passanten und rücksichtslosen Autofahrern, die einen bei Unachtsamkeit äußerst schmerzhaft vom Board befördern können. Nur die nicht variable Kameraperspektive bietet Anlass zur dezenten Kritik. Diese ist recht niedrig angesetzt, so dass an der ein oder anderen Stelle die Übersicht nach vorne fehlt. Ein Bordstein oder eine bucklige Seniorin können somit schon mal zu einem unfreiwilligen Biss in den Asphalt führen. Abgesehen von diesem kleinen Mangel ist es EA mit seiner Skateboardpremiere gelungen, Tony Hawk nicht nur herauszufordern, sondern mit einem Kickflip-Grab-Grind zu überholen. Untermalt wird das ganze von knackigen Rocktiteln unter anderem von Nirvana, Sex Pistols, Ramones und Motörhead.
Fazit: innovative skateboardsimulation mit toller Optik und hoher Spieltiefe
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.