“Wie GTA, nur im Mittelalter” – so in etwa liest sich die Kurzbeschreibung, die sich Jutsu Games für ihren Titel ausgedacht haben. Und damit trifft man eigentlich auch mitten ins Schwarze. Angesiedelt im mittelalterlichen England spielt man Guy, einen Halunken, der sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt und dabei auch nicht vor Diebstahl und Mord zurückschreckt. Das ganze Geschehen betrachtet man dabei aus der Vogelperspektive – wie im klassischen GTA.
Auf seiner Reise hat Guy dabei genreüblich so manche Aufgabe zu erfüllen, und diese geben RUSTLER den besonderen Kick: Das Spiel verzichtet bei den Aufgabenstellungen so ziemlich auf jedwede Ernsthaftigkeit. Da muss man mit dem geklauten Pferd schnell zu “Pimp A Horse”, um es umlackieren (!) zu lassen, schleicht sich in Frauenkleidern in die Festung der Franzosen, um den “Heiligen Gral” zu entwenden (der aber keinerlei Trinkgefäß ist), da steht man mal am Rathaus Schlange, um ein Gewerbe anzumelden und überhaupt: Warum sieht die Wache da aus wie der Schwarze Ritter und faselt etwas von “Fleischwunde”, wenn sie ihren Arm verliert. Das “Radio” ist übrigens ein lustiger Geselle, der einen auf Schritt und tritt verfolgt.
Der Nerd in uns allen erkennt natürlich sofort die Referenzen zu Monty Python’s “Die Ritter der Kokosnuss”, und das scheint auch durchaus so gewollt. Aber auch akustisch und visuell nimmt sich die Spielwelt auf die Schippe: eingezeichnete Pferde-Parkplätze, Verkehrszeichen, “Zebrastreifen” und die Charaktere geizen nicht mit Körpergeräuschen aus allen Kanälen.
Wer sich bei seinen Straftaten erwischen lässt, bekommt es mit der Polizei zu tun, die (inklusive Blaulicht an den Pferden) mal mehr, mal weniger bewaffnet die Verfolgung aufnimmt und einem das Leben schon schwer machen kann. Da kommt dann das etwas holprige Kampfsystem zum Einsatz ab. Das klappt mal mehr, mal weniger gut und schnell findet man sich an einem der reichlich vorhandenen Checkpoints wieder. Auch die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig, geht aber schnell in Fleisch und Blut (harhar!) über. Mit gesammelter Erfahrung lässt sich Guy mit neuen Fähigkeiten ausstatten und Spieler, die der Sammelleidenschaft frönen, finden ebenfalls genug Gelegenheit dazu, Bonusgegenstände zu suchen.
Nach gut 10 Stunden Spielzeit und Abarbeitung aller bis dahin annehmbaren Quests steht meine In-Game-Statistik bei 35%, was in etwa auch der aufgedeckten Karte entsprechen dürfte. Das mag nicht nach viel klingen, aber es gibt immer wieder neue Details zu entdecken. Und bei einem Titel für schlappe 20 Euro ist das alles völlig im Rahmen. Außerdem habe ich gerade mal die 5000 Goldstücke zusammen, um mir einen gefälschten Adelsausweis zu besorgen, der mich die andere Seite der großen Brücke betreten lässt.
Fazit: Spaßiger Mittealter-GTA-Klon
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.