Wenn ein Sänger eine Band verlässt, ist das fast immer ein Beinbruch. Bei den Postrock-Göttern Crippled Black Phoenix um Justin Greaves sind hingegen Formationswechsel fast schon Pflicht. Mit Joe Volk ist zwar ein Gründungsmitglied verlustig gegangen, die Krüppel-Vögel hält das nicht auf. Im Gegenteil: Sie werden von Album zu Album größer.
“White light generator” ist in zwei Teile eingeteilt, einer weißen, hellen und einer schwarzen, düstereren Seite. Das Opus beginnt dabei ungewöhnlich mit “Sweater than you”. Sehr ungewöhnlich, denn der Track, auf dem der neue Sänger Daniel Änghede zum ersten Mal seine Stimme erhebt, könnte glatt einem Tarantino-Roadmovie entsprungen sein. Danach schwimmen die Phönixe in bekanntere Gefilde und entfachen auf dem Rest der CD ein wahres Soundtrack-Feuerwerk, das seinesgleichen sucht.
Die metallischen Einflüsse sind zurückgeschraubt worden, lediglich bei “Let’s Have An Apocalypse Now!” wird es deutlich härter, aber nicht weniger hypnotisch. Apropos traumhaft: Daisy Chapman an Piano und Gesang ist zurück in der Band und verfeinert wieder einmal deren Sound. Erneut ziehen Crippled Black Phoenix alle, aber auch alle Register und ziehen den Hörer nach wenigen Minuten in ihren Bann. Ob Folkanleihen wie bei “A brighter tomorrow”, Bläsersätze (“We Remember You”) oder Rock-Riffs in “No!” – jede der über 70 Minuten dieser CD macht Sinn, ist ätherisch, wunderschön und macht süchtig. Kurzum: Bei Crippled Black Phoenix scheinen bis auf Greaves die Personen egal. Die Band ist divergent wie ein elfenhafter Koloss – unbezwingbar und wunderschön.
Fazit: 70 Minuten pure Hypnose – alles andere als die Höchstnote wäre eine Frechheit!
Crippled Black Phoenix Live:
06.05 GER, Hannover – Musikzentrum
07.05 GER, Essen – Turock
08.05 GER, Hamburg – Fabrik
09.05 GER, Berlin – Kesselhaus
14.05 GER, München – Backstage Werk
15.05 GER, Frankfurt – Batschkapp
16.05 GER, Köln – Kantine
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.