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Soul Sirkus heißt der neue Stern am Rockhimmel. Die Supergroup besteht aus Neal Schon (Git), Jeff Scott Soto (Voc), Marco Mendoza (Bass) und Virgil Donati (Drums). Thorsten Seiffert hatte Gelegenheit Sänger Jeff Scott Soto zum Debüt-Album „World Play“ zu befragen.
TS: Jeff, nach all den Projekten, in den du involviert warst: Ist Soul Sirkus eine richtige Band oder wieder nur ein Projekt?
Soto: „Na klar, ist das eine echte Band. Nach so vielen Projekten und Dingen, die ich gemacht habe, und die gerade das nicht waren, bin ich wirklich nicht daran interessiert, mich schon wieder an ein Projekt zu hängen, wenn keine Fortsetzung in Sicht ist.. Neal (Schon – Red) sieht das genau so, er muss das nicht machen, er will es machen. Journey hält ihn ganz schön auf Trab, aber er hat auch eine andere Seite, die heraustreten will und das ist Soul Sirkus.“
Euer Album bringt dem Hörer ja eine riesige Bandbreite an Ideen näher. Ein Song wie „James Brown“ hört sich an, als wäre er im Studio beim Jammen entstanden. „Abailar To’ Mundo“ klingt ebenfalls improvisiert. Wie sind diese Songs entstanden?
„Als wir wieder ins Studio gegangen sind, um die neuen Schlagzeugspuren unseres Neuzugangs Virgil Donati aufzunehmen, hatten wir viel Zeit, um im Studio herumzuprobieren. Die Acapella-Nummer und Marcos kleines Stück („Abailar To’ Mundo“) waren Songs, die wir zuvor schon angegangen waren. Da aber alle auf Tour waren, gab es keine Zeit im ersten Mix diese Dinge fertigzustellen. Als wir dann wieder zusammenkamen, packte uns die Kreativität und wir ließen es einfach geschehen, ohne weiter drüber nachzudenken, dass es möglichweise nicht passen würde.“
Einer der Highlights des Albums ist sicherlich das Acapella-Stück „My love, my friend“. Es ist ja beinahe schon so etwas wie ein Solo-Spot für dich. Wird man das live hören können?
„Die einzige Möglichkeit, das aufzuführen, wäre mit einem Gospel-Chor. Ich habe so viele Stimmen reingepackt, das würde nicht gehen. Es ist aber immerhin unser offizieller Konzertabschluss geworden, der vom Band kommt, wenn wir die Bühne verlassen.“
„World Play“ ist eine sehr lange CD für ein Debüt-Album. Ursprünglich hattet ihr einen Mix mit nur elf Songs fertig. Wieso sind sechs neue hinzugekommen?
„Es sind nicht wirklich sechs zusätzliche Songs, eigentlich nur einer, der wirklich neu ist.
Der Rest lag in Teilen schon vor, wie das Intro zum Beispiel, das einmal mit dem ersten Song verbunden war.
Das Acapella-Stück, Marcos Song und „James Brown“ sind Ausdehnungen unserer Ideen und ich denke, sie zeigen, womit von uns in der Zukunft zu rechnen ist.“
Soul Sirkus werden auch in Europa touren. Ist der alte Kontinent ein Hauptmarkt für die Band?
„Ich denke, es ist eine ernorme Erweiterung von den Dingen, die ich in der Vergangenheit (in Europa – Red.) gemacht habe und es ist eine triumphale Rückkehr für Neal, der seit Jahren bei euch nicht mehr gespielt hat.
Diese Band hat sicherlich in Übersee mehr Anziehungskraft aufgrund der Musiker, die involviert sind. Ich denke also, dass wir in Europa besser angenommen werden, als auf unserer ersten US-Tour.“
Es hat den Anschein, als hätte dein Tag mehr als 24 Stunden, wenn man sich einmal die riesige Liste von Projekten und Alben ansieht, auf denen du mitgewirkt hast. Wie ist das nur zu schaffen? Bist du besser vorbereitet als andere Sänger, so dass du weniger Zeit für Aufnahmen benötigst?
„Alles, was ich produziert und getan habe seit den 90ern, habe ich in meinem eigenen Tempo gemacht, welches normalerweise ein sehr schnelles ist. Auf meinem letzten Solo-Album „Lost in the Translation“ zum Beispiel, schrieb ich die Texte am selben Tag, an dem ich anschließend auch die Vocals aufgenommen habe.
So ging es jeden Tag und dazu schrieb ich auch noch für Soul Sirkus und bereitete mich auf die Tour vor. Ich denke, mein Time-Management ist ziemlich gut.
Meine Musik ist ja keine Raketenwissenschaft, ich mache die Sachen einfach aus dem Bauch heraus, und versuche dabei nicht den Rock ‘n Roll neu zu erfinden.“
Du hast unter anderem mit Yngwie Malmsteen, Neil Schon oder Axel Rudi Pell gespielt- alles sogenannte Guitarheroes. Gibt es da noch einen Gitarristen, mit dem du unbedingt mal arbeiten möchtest?
„Ich kümmere mich nicht um diesen ganzen Gitarrenhelden-Quatsch. Ich denke Neil ist viel mehr als das. Er schreibt erstaunliche Melodien und Songs, das ist viel wichtiger, als zu hören, wieviele Noten er in ein 20 Sekunden Solo quetschen kann. Es gibt viele Künstler, mit denen ich gerne arbeiten würde, aber keine davon sind Guitar-Heroes. Ich bin fertig mit dieser Welt.“
Du hast mit Axel Rudi Pell „Forever young“ von „Alphaville“ gecovert. Wusstest du da, dass es ein großer Hit in Deutschland war?
„Ja, es war auch ein großer Hit in de Staaten. Ich fand, dass es eine seltsame Wahl für ein Remake war, aber andererseits habe ich Coverversionen von Seal- und Madonna-Songs gemacht. Warum also nicht auch Alphaville?“
Du kommst viel herum mit deinen Engagements. Gibt es da noch Orte, zu denen du unbedingt mal willst?
„Ich träume davon Griechenland, Portugal und Süd Amerika sowie Ost-Europa zu besuchen. Ich komme jedes Jahr zu den gleichen Orten zurück, aber nur sehr langsam werden neue hinzugefügt.“
Welche Pläne stehen derzeit bei dir an? Gibt es schon neue Projekte, die „eingestielt“ sind?
„Im Moment steht nur die Tour in meinem Terminplan. Ich werde im Spätsommer ein paar Solo-Konzerte in den Tourplan quetschen, aber wir planen, im Herbst und Winter die Tour wieder aufzunehmen bevor wir mit den Arbeiten zum neuen Album beginnen.“
Zum Abschluss die für uns Europäer derzeit unabdingbare Frage. Was hälst du als Amerikaner von George W. Bushs Politik?
„Sagen wir so: Im November begann für mich eine weitere vier Jahre anhaltende Depression.“
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.