Nach einer sehr starken CD-Veröffentlichung („The Hours of Lead“) im Jahr 2009 fliegt die neue „Last One Dying“- EP mit gewisser Vorfreude in den Ipod. Die erste Frage, die ich mir nach mehrmaligen Durchhören von “The Turning of the Tide” jedoch gestellt habe, war jedoch, ob der Drummer auch Bandleader und/oder Produzent ist. Dauerndes Doublebass-Gedonner, immens nach vorne gemischt und ständig auf die Kacke hauend, gönnt Fellgerber Bodo Stricker dem Hörer keine Pause und nervt damit spätestens im dritten Song. Dazu kommen die etwas zu synthetischen Sologitarrensounds. Das Klangbild ist nicht homogen. Technisch bewegt sich die Band aber weiter auf hohem Niveau, das Songwriting schwankt hingegen leider. Während der Titeltrack ausgezeichnet ist, kann ein Track wie “The Last Output” das Niveau nicht halten. Der Gesang bewegt sich zwischen mäßigem Gebrüll und hervorragendem Klargesang, so dass auch hier ein zwiespältiger Eindruck bleibt. Laut Presseinfo soll ” The Turning of the Tide” als ein Manifest eines eigenständigen, modernen und dennoch der Vergangenheit verpflichteten Stils emporragen, da sich im Metalcore nur noch „nur noch lieblos kopierende neonfarbene Acts“ tummeln. Wer so die Klappe aufreißt, sollte besser gute Argumente in der Hand haben. Auf dieser EP sind diese bis auf zwei richtig gute Songs („The Turning of the Tide“ und „Step into the Dark“) nicht wirklich zu entdecken. Zum ersten Longplayer von 2009 ist die EP ein Rückschritt, hoffen wir, dass ein folgendes komplettes Album nach “The Turning of the Tide” wieder deutlich mehr Flut denn Ebbe bringt.
Tipp: Am 8. Juni spielen Last One Dying im Kölner Underground, am 27. Juni in der Werkstatt in Köln.
Master Chief, Junge für alles, Fotograbenkämpfer und Textakrobat. Herausgeber und Erfinder.