Von außen mögen E-Gitarren für Unbeteiligte alle gleich aussehen – ein Korpus, ein Hals, sechs Saiten. Doch wer sich mit ihnen beschäftigt, weiß: Die Wahl des Instruments ist nicht nur technisch, sondern zutiefst persönlich. Der Gitarrist wählt nicht einfach ein Werkzeug – er entscheidet sich für ein Stück Identität. Das gewählte Gitarrenmodell verrät mehr über seinen Charakter, seine musikalische Haltung und sogar sein Ego als so mancher Instagram-Post. Schauen wir also genauer hin: Was sagt die Gitarre über den Gitarristen?
Der Strat-Spieler – der ewige Suchende zwischen Himmel und Erde

Die Fender Stratocaster ist vielleicht das ikonischste Gitarrenmodell der Welt. Seit Jimi Hendrix, Eric Clapton oder John Mayer ist sie Symbol für Vielseitigkeit, Klangfarbenreichtum und einen Hauch von kosmischem Idealismus. Strat-Spieler sind oft musikalische Ästheten. Sie suchen nach „dem Ton“, schätzen Vielseitigkeit, lieben cleane, perlige Sounds und expressive Bendings. Oft introvertiert, aber technisch ambitioniert. Ihre Musik ist selten roh – sie ist durchdacht, geschliffen, manchmal fast zu schön. Strat-Spieler tüfteln gern an Details, feilen an Klangfarben und experimentieren mit Pedalen, statt einfach alles auf 11 zu drehen. Das sind Gitarristen, die nie aufhören, sich zu entwickeln – nie zufrieden, aber immer beseelt.
Sternzeichen: Waage ♎️
Harmoniestreben, Sinn für Ästhetik, feinsinniger Geschmack – der Strat-Spieler ist ein audiophiler Äquilibrist, der das Schöne im Detail sucht. Wie die Waage wägt er Klangfarben gegeneinander ab, balanciert Sounds mit emotionaler Tiefe und technischer Finesse. Er will verstanden werden – nicht überrumpeln.
Der Telecaster-Typ – der Pragmatiker mit Punch

Die Fender Telecaster – reduziert, direkt, kompromisslos. Sie ist die Gitarre für Menschen, die morgens wissen, was sie zum Frühstück wollen – und es auch durchziehen. Tele-Spieler sind bodenständige Traditionalisten. Klare Linien, ehrlicher Ton, keine Umwege – ein Werkzeug für alle, die mehr Rhythmus als Solo sind. Ihre Spielweise ist oft kantig, trocken, aber voll Seele. Sie arbeiten gern mit Dynamik, nicht mit Effektorgien. Wer eine Tele spielt, weiß: Reduktion ist kein Mangel, sondern Haltung. Und wer sie meistert, weiß, wie man mit wenig sehr viel sagt.
Sternzeichen: Steinbock ♑️
Zielstrebig, geerdet, kein Bullshit – der Steinbock liebt klare Linien und funktioniert am besten mit System. Genauso wie die Tele: Kein Firlefanz, sondern Handwerk mit Haltung. Der Tele-Spieler schwingt nicht, er liefert – konstant, präzise, authentisch.
Der Les-Paul-Spieler – der große Gesten liebt

Gibson Les Paul: schwer, fett, warm. Diese Gitarre klingt, wie ein V8-Motor fährt. Von Jimmy Page bis Slash – Les-Paul-Spieler lieben es, wenn es singt, schreit oder schmilzt. Les-Paul-Gitarristen sind expressive Charaktere mit einer Vorliebe für Sustain, Powerchords und Pathos. Große Gefühle, große Verstärker, großer Sound. Sie spielen, als ginge es um alles – jedes Solo ein Monolog mit dem Schicksal. Oft sind es Performer mit Präsenz, die wissen, wie man Raum füllt – musikalisch wie physisch. Und manchmal sind sie einfach nur: laut, stolz und unübersehbar.
Sternzeichen: Löwe ♌️
Bühnenpräsenz? Check. Drama? Ja, bitte. Der Les-Paul-Spieler steht gerne im Lichtkegel und weiß, wie man ein Solo inszeniert. Genau wie der Löwe liebt er Pomp, Pathos und den Moment, in dem alle hinschauen – denn er weiß, dass er was zu sagen (und zu spielen) hat.
Der Ibanez-Spieler – der Techniker mit High-Gain-Vision
Ibanez – besonders die RG-Serie – ist das Werkzeug der Shredder, der Prog-Fanatiker, der Metal-Architekten. Alles auf Präzision und Geschwindigkeit ausgelegt. Ibanez-Gitarristen sind technisch fokussiert, lieben Skalen, Metronome und polyrhythmische Experimente. Der Nerd unter den Gitarristen – mit Ansage. Sie investieren mehr Zeit in ihre Picking-Hand als andere in ihre komplette Karriere. Nicht selten sind sie auch Gear-Enthusiasten, die ihre Gitarre schrauben, modden und feintunen, bis jedes Bauteil perfekt sitzt. Bei ihnen klingt selbst Chaos kontrolliert.
Sternzeichen: Jungfrau ♍️
Detailversessen, analytisch, diszipliniert – die Jungfrau ist das Sternzeichen der Perfektionisten. Und wer sonst als ein Ibanez-Shredder würde täglich Skalen üben, die Lötstellen überprüfen und seine Pick-Dynamik bei 180 BPM analysieren? Methodisch. Präzise. Unaufhaltsam.

Der Metal-Gitarrist mit Kante – wenn Gitarren wie Waffen wirken
Ob Jackson Randy Rhoads, Gibson/Kramer Flying V, BC Rich Warlock oder moderne ESP-Modelle – diese Gitarren sehen nicht nur bedrohlich aus, sie sind gebaut für ein Genre, das keine Kompromisse kennt. Scharfe Kanten, aggressive Formen, tief hängende Gurte – die Ästhetik dieser Instrumente ist ein Statement: Hier regiert der Heavy, Thrash, Death oder Black Metal. Für sie ist die Gitarre eine Verlängerung ihrer musikalischen Aggression – eine Art Waffe im akustischen Feldzug gegen Beliebigkeit. Dabei gibt es auch hier Unterschiede: Während Flying V-Spieler oft klassischen Heavy- und Thrash-Metal huldigen, bevorzugen Warlock-Fans die theatralischere, düstere Seite der Metal-Subkulturen. Und wer zur Randy Rhoads greift, will Virtuosität mit messerscharfem Stil kombinieren – ganz im Geiste ihres Namensgebers.
Sternzeichen: Skorpion ♏️
Intensität, Radikalität, Tiefe – der Skorpion lebt in Extremen und kennt keine halben Sachen. Metal ist keine Phase, es ist eine Weltanschauung. Der Metal-Gitarrist (wie der Skorpion) nimmt kein Blatt vor den Mund – seine Musik ist purer Wille, verdichtet zu Klang.

Der Semi-Hollow-Fan – der Intellektuelle mit Soul
Ob Gibson ES-335 oder eine Gretsch: Semi-Hollows sind für Klangästheten. Wärme, Luftigkeit, Feedback – und ein Faible für Vintage-Vibes. Semi-Hollow-Spieler sind meist Songwriter, Jazz-Fans oder Indie-Melancholiker mit stilbewusstem Ohr.

Sternzeichen: Fische ♓️
Empathisch, träumerisch, feinfühlig – der Fische-Gitarrist hört in Akkorden, was andere überhören. Semi-Hollow-Spieler lassen Stille sprechen und lieben Musik, die sich zwischen den Tönen entfaltet. Sie denken in Atmosphäre, nicht in Lautstärke – ganz wie die poetischen Fische.
Der Exot – Spieler ungewöhnlicher Marken und Formen
Ob eine Reverend, Danelectro oder PRS – wer sich hier bedient, will bewusst aus der Reihe tanzen. Klangforscher und kreative Grenzgänger. Typischer Exoten-Gitarrist: Experimentierfreudig, unkonventionell, detailverliebt. Pedalboard wie ein NASA-Projekt.
Sternzeichen: Wassermann ♒️
Eigenwillig, erfinderisch, immer einen Schritt voraus. Der Exot unter den Gitarristen ist ein klanglicher Avantgardist, der sich nicht nach Regeln richtet. Wie der Wassermann hasst er Konventionen – und lebt davon, dass andere erst später verstehen, was er schon längst spielt.

Der Ton kommt aus den Fingern – aber auch ein bisschen aus dem Holz
Natürlich bestimmt nicht allein das Modell die Persönlichkeit des Gitarristen – aber es gibt Hinweise. Zwischen der Wahl der Gitarre und der musikalischen Seele bestehen subtile Parallelen. Denn Gitarren sind mehr als Werkzeuge – sie sind Statements.
Addendum: Gitarrenmodelle im historischen Überblick
Fender Stratocaster (seit 1954)
Leo Fenders Meilenstein. Drei Single-Coils, ergonomischer Body, Vibrato-System. Die wohl vielseitigste Gitarre aller Zeiten. Von Buddy Holly bis John Frusciante.
Fender Telecaster (seit 1950)
Die erste in Serie produzierte Solidbody-Gitarre. Zwei Pickups, kantiger Look, klarer Sound. Klassiker für Country, Punk, Indie.
Gibson Les Paul (seit 1952)
Schwer, warm, durchsetzungsstark. Mit Humbuckern ab 1957 das Fundament für Rockgeschichte. Von Slash bis Gary Moore.
Ibanez RG / JEM (ab 1980er)
Japanischer Speed-Booster. Entwickelt für Shredder, mit flachen Hälsen und High-Gain-Tauglichkeit. Steve Vai & Co. inklusive.
Gibson ES-335 / Gretsch Hollowbodies (seit 1950er)
Semi-Hollow-Design: warm, offen, kultiviert. Ideal für Jazz, Indie, Soul. Feedback-fähig, aber kontrollierbar.
PRS, Danelectro, Reverend & Co.
Innovativ, stylisch, einzigartig im Sound. Für Musiker, die sich nicht in Strat/Les-Paul-Schubladen pressen lassen wollen.
Jackson RR, Flying V, Warlock & Co. (ab 1970er)
Die Flying V (ursprünglich von Gibson, später von Kramer und anderen), die Jackson Randy Rhoads oder die BC Rich Warlock wurden in den 1980ern zu Sinnbildern des Metal. Mit spitzen Korpussen, heiß gewickelten Humbuckern und schnellen Hälsen sind sie auf maximale Durchsetzungskraft und Bühnenpräsenz ausgelegt.