Die mit den Händen tanzt: Gebärdensprachdolmetscherin  Laura M. Schwengber rockte mit Ice T und Co das Wacken Open Air

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Sie steht auf den Bühnen mit den ganz Großen, spielt aber kein Instrument und sagt auch kein Ton: Laura M. Schwengber ist „die mit den Händen tanzt“, Laura ist Gebärdensprachdolmetscherin und hat an der Seite von Bands wie Anthrax, Body Count oder Black Stone Cherry gerade das Wacken Open Air gerockt. „Musik war schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens“, erzählt Laura. 2011 hat sie die ersten Musikvideos in Gebärdensprache übersetzt. Schnell kamen Rückmeldungen von tauben Zuschauenden, dass sie gern einmal Liveshow mit Gebärdensprachdolmetschenden erleben würden.  

„Das fand ich toll, das wollte ich machen.“ Ein Jahr später war es soweit und Laura stand zum ersten Mal auf der Bühne. Mittlerweile hat sie in enger Zusammenarbeit mit dem tauben Publikum das Dolmetschen immer mehr zur Performance ausgebaut. „Das da jemand Gitarre spielt, sieht man auch so. Aber was passiert da? Warum gehen alle so ab? Das muss rüberkommen. Die Emotionen, die Energie, das Gesamtpaket.“ Und, wie bereitet man sich da vor? Kennt die 29-Jährige alle Texte der Band etwa auswendig? „Nein, ich kann nicht jeden Text auswendig. Ich muss ungefähr wissen, was in dem Song passiert und was er erzählt. Ändert der Sänger oder die Sängerin spontan den Text oder singt einfach die erste Strophe nochmal, muss ich darauf reagieren können. Das geht besser, wenn ich den Text nicht auswendig kann.“ Dafür braucht sie aber besonders guten Mix auf den Ohren. Immer einmal wieder gibt es auch Künstler, die sie nicht auf der Bühne haben wollen. „Ja, das passiert manchmal“, gibt sie zu. Wenn sehr viel Pyrotechnik verwendet werde, könne es schwierig werden, einen sicheren Platz auf der Bühne zu finden. Hin und wieder lehnen Bands auch ab, weil sie Sorge haben, dass es die eingespielte Show verändert.

„Bisher war es aber meistens so: Wer meine Arbeit gehen hat, war einverstanden.“ Mehr als einverstanden waren scheinbar auch Ice T und Joey Belladonna, die die Berlinern quasi in die Bühnenshow mit einbauten und interagierten. „Das war aufregend! Mit Anthrax gab es diesen einen magischen Moment auf der Bühne, als Joey Belladonna und ich uns angefunkelt haben, als ob es gleich richtig knallt.“ Sie kannte Joey vorher nicht und war heilfroh, als er später im Backstage versicherte, dass er die Zusammenarbeit sehr gefeiert hat. Und Ice T.? „Ice T. ist eine Legende. Das war sehr unwirklich direkt neben ihm zu stehen. Ich wollte unbedingt alles richtig machen und war so konzentriert, dass ich erst auf den Fotos später gesehen hat, wie er direkt bei mir stand. Wahnsinn!“ 

 

Die Reaktionen, die sie erreichen seien überwältigend. Viele hörende Besuchende hätten vorher noch nie Gebärdensprachdolmetschende aus der Nähe gesehen und schon gar nicht bei Konzerten. „Die Performance in meiner Arbeit schätzen viele, weil sie so gut zur Musik passt. Das freut mich natürlich.“ Das taube Publikum rede oft gar nicht so viel über ihre Arbeit oder die Arbeit ihres  Teams „#DieMitDenHändenTanzen“, sondern eher über die Künstler und die Konzerte. „Da fängt für mich echte kulturelle Teilhabe an: Wenn es weniger um die Dolmetschenden geht, sondern um die Inhalte und die Musik. Was für ein Geschenk!“ 

Und, mit wem möchte sie unbedingt einmal auf der Bühne stehen? „Wenn ich eine Wunschliste für Wacken 2020 schreiben darf, würde ich erstmal Rammstein und Metallica drauf setzen. Und weil es immer einen Underdog geben muss, hätte ich gern noch Max Herre und das Kahedi Radio Orchestra. Für mich eines der besten Alben aller Zeiten.“ Thomas Jensen, übernehmen Sie!

Infos:

https://www.lauramschwengber.de/

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