Andy Brings: Rock ‘n Roll

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In Zeiten von digitalen Bemusterungen ist es ja immer wieder schön, wenn
einem eine echte CD in den Briefkasten flattert. Ausgepackt, reingelegt,
gewundert. „Rock‘n Roll“ von Andy Brings? Da war doch was. Genau! Brings hat
als Sodom-Gitarrist unter anderem auf deren Genreklassiker „Tapping the
vein“ mitgewirkt und später als Sänger und Gitarrist der „Traceelords“ für
glamourösen Pop-Metal gesorgt. Nun singt Andy weitestgehend auf deutsch und
das ist erst einmal gewöhnungsbedürftig. Dies und die Attitüde des Musikers
lassen hier und da Erinnerungen an Deutschlands Vorzeige-Punker „Die Ärzte“
aufkommen. Unterm Strich ist Brings Solowerk jedoch funkiger, weniger punkig
und lyrisch nicht so verkaspert. Wobei er Letzteres auch kann. Ernst kann
eine Hommage an Ingrid Steeger doch nicht gemeint sein, oder? Dafür spricht
auch das eingestreute „Beat it“-Lick.Textlich hat Brings immer schon gute
Ideen gehabt – etwa im genialen „People my Age“ von den Traceelords
(„I don‘t wanna change with people my age“). Das wirkt auf deutsch sogar noch
etwas ausgereifter.Musikalisch schippert Brings in einer dicken Suppe aus
Rock oder Hardrock, Funk und Pop, driftet aber nie in zu seichte Gefilde ab.
Dies spricht für seine Anpassungsfähigkeit und macht das Album vielseitig
(sehr hübsch etwa die 80er Jahre NDW-Keyboards in
„Reiseleiter in die Hölle“), was er auch seinen Mitstreitern zu verdanken
hat. So ist beispielsweise mit Peter Fischer Deutschlands
Vorzeige-Gitarrenlehrbuchautor an Bord. Mit ihm schafft es Andy, so manches
Gitarrengewitter heraufzubeschwören (etwa in „Du + ich“ oder „Nur meinen
Körper“). Doch auch ruhigere Töne überzeugen. „Lass das Licht noch an“ ragt
da heraus. Eine Teilausfall verzeichnet der geneigte Rezensent aber in der
Strophe von „Komm zurück“. Sprechgesang ist nicht Andys Steckenpferd. Bitte
sein lassen! Auf einem der besten Songs des Albums singt Andy Brings dann doch komplett
englisch. „Not kind of man“ ist das ausgezeichnete Finale einer über weite
Strecken hervorragenden CD.

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