Review: 21 Octayne – 2.0

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PictureEine alte Musikerweisheit besagt, dass man für die erste Scheibe ein Leben lang Zeit hat, während man die zweite in nur einem Jahr fabrizieren muss. Gemeint ist, dass man für ein Debüt seit Ewigkeiten Songs schreibt, während der Nachfolger dessen dann in Eile zusammengeschustert werden muss und dennoch hohe Qualität haben sollte. Auch 21 Octayne haben bis auf einen Song komplett neu komponiert um mit „2.0“ der schon beträchtlichen Fangemeinde einen fetten Brocken hinzuwerfen. Das Follow-up zum Debüt (Review hier) übertrifft dieses sogar in einigen Punkten. Los geht es mit „Devil in Disguise“, ein fetter Uptempo-Rocker im Stil von Slash mit Myles Kennedy, Breaks sind das Steckenpferd der Band und gleich bei der Startnummer wird dies überdeutlich. Klasse Nummer!

Mit „Take me back“ zeigen 21Octayne den perfekten Spagat. Musiker werden es lieben und, wenn der Refrain so mitreißend ist, auch der nicht musizierende Partner begeistert. Während der Refrain ins Radio gehört, ist der Rest ruppiger. Eine Ballade fürs Radio darf auch nicht fehlen. „When you go“ mixt Alter Bridge mit 80er Jahre AOR und im Gesamtkontext der CD eher ein Leichtgewicht. Der Tonartwechsel, der den letzten Refrain scheinbar erhöht, ist trotz der leichten Klammerbluesaffinität des Tracks aber ein Leckerbissen.

Weiter geht die wilde Fahrt mit „Love is just a heartbreak away“. Der bockstarke „Wohoho“- Refrain und die immer wieder eingestreuten Halftime-Parts machen diese Nummer zu einer Art Vorbild für geschmackvolles Songwriting. Danach wird es wild. „Take me away“ lotet die Extreme von 21 Octayne perfekt aus. Ein knallhartes Riffing im Intro, garniert mit großem Mittelteil plus Refrain im Alter Bridge-Stil (etwas sperrig und deshalb spannend) wird gekrönt durch ein wahnwitzges Iron Maiden meets Dream Theater-Spektakel plus äußerst aufregendem Gitarrensolo. Das ist definitiv ein Musikersong, hier gibt es soviel zu entdecken, ganz ganz stark. 

Bei „Lost“ schaltet die Band dann wieder einen Gang runter. Ein chilliger Beginn im Toto-Stil, der Rest ist Radiomusik. Nicht schlecht aber wenig spektakulär. „The Circle“ ist der bassigste Song der Scheibe. Nach einem fetten Riff wahwaht sich Andrew Lauer durch die Strophe, bekommt später auch noch ein aufwendig inszenierte Bass-Bridge zum Solo hin. Hagen singt formidabel, Marco fidelt erstklassig. Super Song! „Date with myself“  ist der einzige Song, der nicht komplett neu geschrieben wurde, sondern noch ein Fragment der Debüt-CD ist. Zu tun haben wir es hier mit einem echten Bluespattern, dessen Grundgerüst zu einem starken, eingängigen Ohrwurm-Refrain führt, in dem auf einzigartige Weise das Bluesschema verworfen, dann wieder aufgenommen wird. Spannend. Toll, was Alex hier macht. Während alle gemächlich rumbluesen, spielt er einige aberwitzige Fills auf dem Schlagzeug.

Der spaßige Mittelteil lässt kurz den Blues vergessen bis Marco solotechnisch richtig einen abdrückt. Beim anschließenden „Fly with me“ wiegt man sich zuerst in Sicherheit bis ein wahres Metal-Lick in auf dem Album noch nicht gehörter Härte über den Hörer hereinbricht. Der vielschichtige und variantenreiche Track überrascht mit ruhiger Strophe in treibendem Groove, einem echten FusionSoloteil und einem Metal-Refrain. Für den Schluss hat sich die Gruppe dann etwas ganz Besonderes aufgehoben: „Tale of a broken child“ geht rund zehn Minutenund ist ein echtes Epos, irgendwo zwischen Genesis und Dream Theater. Einem wirklich genialen Intro (Vinylkratzen, Lowfi-Gesang, der auf etwas überraschender Weise in enorme Surroundweite übergeht) folgt eine Stairway to Heaven-Reminiszenz.

Die dann einsetzende Melodie kommt übrigens immer wieder in einigen Songs vor und bildet eine Klammer. Einem Soundgewitter folgen echte Soloparts aller Musiker der ganz alten Progrockschule. Das sehr ruhig beginnende Gitarrensolo steigert sich scheinbar ins Unermessliche, ist so mitreißend wie der alles überragende Gesang von Hagen Grohe. Nach rund zehn Minuten manifestiert sich ein Wort im Kopfhörer (bitte unbedingt benutzen): Ein Meisterwerk und der beste 21 Octayne-Song beider CDs. Bitte mehr davon. 

 

Fazit: Enorm aufregender und abwechslungsreicher Zweitling mit grandiosem Epos zum Abschluss

 

5von6

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