John Petrucci: „Unsere Hörer wollen physische Medien“

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John, Euer neues Album „Distance over Time“ bringt die härtere Seite von Dream Theater zurück. Was das eine bewusste Entscheidung nach dem eher melodramatischem letzten Album und warst du überrascht, wie gemischt dieses aufgenommen wurde?

Als wir in der Songwritingphase waren, haben wir ganz bewusst viel Wert darauf gelegt, dass es eine organischere, lebendigere Platte werden sollte, die uns zurück zu unseren Wurzeln bringt. Die Härte war ein natürliches Nebenprodukt. Wir haben wirklich eine Menge Spaß gehabt, diese Scheibe aufzunehmen und viel Zeit damit zu verbringen, zusammen zu hängen und es hat uns enger zusammengeschweißt als Freunde. Ich war nicht überrascht über die Reaktionen zu The Astonishing. Es war ein sehr schwieriges Projekt für uns und für mich persönlich. Es hat den Zuhörer ziemlich gefordert. Ich wusste, dass viele Leute es mögen würden, aber gleichzeitig, dass sich einige DT-Fans nicht wirklich mit einem so experimentellen und theatralischeren Ansatz identifizieren würden.

Es ist nun 20 Jahre her, dass Ihr mir „Metropolis Pt. 2: Scenes From a Memory“ ein echtes Meisterwerk veröffentlicht habt. Kannst du dich erinnern, was du gefühlt hast, als die Aufnahmen im Kasten waren? Hast gewusst, dass dies eine absolut epische Scheibe ist – sogar für Eure Standards?

Ich weiß, dass ich die Musik und die Story richtig großartige fand, aber frustriert über den Mixing-Prozess war. Tatsächlich musste Kevin Shirley eine Menge retten und Einiges neu abmischen, was definitiv Stress und Angst verursachte bis das Album fertig war. 

Lass uns übers Streaming reden. Ist das Fluch oder Segen für eine Band wie Dream Theater?

Für Dream Theater und viele andere Rock- und Metalbands ist Streaming nicht so ein großes Thema in Sachen Musikkonsum wie zum Beispiel bei Pop- oder Hip-Hop-Fans. Ich glaube, unsere Zuhörer bevorzugen immer noch physische Medien und das macht einen großen Teil unserer Verkäufe aus. Der andere Punkt ist die Qualität. Obwohl es mittlerweile Hochauflösende Streaming-Dienste gibt, möchten viele Leute dafür gar nicht bezahlen. Unterm Strich bleibt eine schlechte Hörerfahrung des Käufers und die kreative Intention des Künstlers verliert sich in komprimierten Daten und schlechter Qualität. Ich weiß, dass die Technik besser werden wird und ich weiß, dass auch Rock- und Metalfans dem folgen werden, aber bis dahin wollen die Leute immer noch CDs in den Händen halten und sich an der Verpackung und dem Artwork erfreuen. Ich jedenfalls tue das.

Wenn du ein 20-minütiges Progmonster komponierst, hast du von Anfang an das Konzept im Kopf oder lässt du dich – wie es einige Autoren großer Romane machen – vom Geist treiben und schaust, wohin er dich führt?

Ich glaube, es ist ein bisschen von beidem. Wenn du irgendeinen Song komponierst, ist es wichtig einige Ideen vorab zu haben, die Richtung zu kennen in die du gehen willst. Auf diese Weise kannst du dir Freiheiten leisten, die du normalerweise nicht hättest, wenn du ein kürzeres Lied schreiben würden. Gleichzeitig werden dabei so viele Berührungspunkte erforscht, die zum Experimentieren und Improvisieren anregen. Manchmal landet man dann  an einem anderen Ort als erwartet.

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