Classics: Passion and Warfare / Steve Vai

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vinyl-record-iconAls Steve Vai im Herbst 1990 sein Meisterwerk „Passion and Warfare“ in die Läden brachte, hob er das Gitarrenspiel dieser Zeit auf ein neues, bis heute unerreichtes Niveau. Zogen die Plattenfirmen damals angestachelt vom Mike Varneys Shredder-Erfolgsscheiben einen sogenannten Gitarrenhelden nach dem nächsten aus dem Hut, von denen jeder schneller als der vorige sein musste, verlieh Steve Vai nach harten Lehrjahren bei Frank Zappa als zweiter oder dritter Gitarrist sowie zwei grandiosen Band-Scheiben mit Ex-VanHalen-Sänger David Lee Roth (und Billy Sheehan und Gregg Bissonette) dem Genre eine neue Würde.

Vai konnte so schnell, so sensationell sein wie all die Marty Friedmanns (um einen der besseren Shredder zu nennen) oder Joey Tafollas (um einen der schlechteren Saitenzwirbler zu erwähnen), war aber nicht so eindimensional.

Der New Yorker zieht auf „Passion and Warfare“ alle Register seines Könnens, seien es schwere Rhythmusmonster („Erotic Nightmares“), pathetische Hymnen („Liberty“) oder schlichtweg das beste Gitarrenrock-Instrumental aller Zeiten („For the love of God“), Vai hat alles drauf und scheut sich nicht, es zu zeigen. 

Als Konzeptalbum ist „Passion and Warfare“ nicht konzipiert, es funktioniert aber fast so: Die Hymne zum Start, danach der schnelle Rocker, ein lasziver Groover mit „The Animal“, später das Epos mit „The Riddle“, dann die Übernummer „For the Love of God“, der wilde Jugendtraum eines durchdrehenden Nachwuchsgitarristen in der Schule („The Audience ist listening“), die Popnummer „I would love to“, eine Mega-Ballade („Blue Powder“), der Punker „Greasy Kids Stuff“ und die Hendrix-Verbeugung „Sisters“, in der Steve Vai mehr aussagt als Eric Johnson in seiner gesamten Karriere. Dazwischen gibt es immer mal wieder Skurriles wie „Alien Water Kiss“, „Ballerina 12/24“ oder das Synthie-Experiment „Love Secrets“ zum Abschluss. 

Wahnwitzig schnelle Läufe, Arpeggios from Hell, Tapping- und Tremolo-Extasen sowie unglaublich schöne Melodien und aggressive Grooves – „Passion and Warfare“ hat alles. Dazu kommt, dass Vai – gewohnt von Mentor Zappa – sich nur mit den Besten umgibt. Stu Hamm am Bass ist etwa so eine Koryphäe. Sein Solo in „Blue Powder“ gehört zu den besten seiner Art. Komponiert von Vai in einer Art Zeppelins „Whole lotta love“-SoloPendant für den Tieftöner. 

Die Scheibe eignet sich als Lehrstück, wie man – trotz des Fehlens von Gesang – Musikalität, Melodien, Technik und Experimente in einem niemals nervtötenden köstlichen Eintopf servieren kann. 

„Passion and Warfen“ löste damals die bestverkaufteste Instrumental-Platte, Jeff Becks Guitar Shop, in Sachen Nachfrage ab.

Die Scheibe verkaufte sich so gut, dass David Coverdale gezwungen war, bei Vais Gastspiel mit Whitesnake einen überlangen Solospot (mit „For the Love of God“) in seine Live-Shows einzubauen – für Hardcore-Fans der Band war das allerdings viel zu viel, während Vai-Jünger nur deshalb zu den Whitesnake-Shows pilgerten.

So gut wie auf „Passion and Warfare“ war Vai in Gänze nie mehr, wenngleich er mit der anschließenden Band-CD „Sex and Religion“ mit einem blutjungen und hyperaktiven Devin Townsend am Mikro den Nährboden für so manche Metalcore-Strömung legte, aber das ist eine andere Geschichte…

 

 

 

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