A serious man

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Große Sympathien für jüdische Lebensweisen, -weisheiten und -wirrungen verschaffen dem Kinofan derzeit die Oscar-prämierten Coen-Brüder, selber im jüdisch geprägten Minneapolis herangewachsen, mit ihrer Tragikomödie „A serious man“. Nach einem anfangs irritierenden Prolog, der kurzzeitig einige Jahrhunderte zurück führt in einen polnischen Schtetl (jüdische Siedlung in Osteuropa), wo ein Ehepaar – ganz in jiddischer Sprache gehalten – einen mutmaßlichen Dibbuk (ähnlich einem Dämonen) empfängt, beginnt die Story um den herzensguten Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg). Mit Frau Judith, Tochter Sarah, Sohn Danny und eher unfreiwillig auch dem gescheiterten Bruder Arthur bewohnt dieser ein Häuschen in einem amerikanischen 70er-Jahre-Kaff, in den Schoß einer jüdischen Gemeinschaft gebettet, und wartet auf seine Verbeamtung als Physikprofessor. Doch mit dem Bestechungsversuch eines koreanischen Gaststudenten beginnt für Larry eine unschöne Negativserie: Judith bittet den treuen Ehemann um einen Get (rituelle Scheidung), um mit dem langjährigen Familienfreund Sy neues Glück zu finden, verortet Larry kurzerhand in ein Hotelzimmer und lässt diesen dennoch für die Beerdigung aufkommen, nachdem ihr Lover kurz nach der Trennung bei einem Autounfall sein Leben lässt. Tochter Sarah legt ihren Fokus weniger auf Bildung, dafür stärker auf die Pflege ihres Haupthaares, während Danny sich kurz vor seiner Bar Mizwa (Erwerb der Religionsmündigkeit) noch seine Birne zudröhnt und der korrekt ausgerichteten Antenne mehr Bedeutung als dem Zerbrechen seiner Familie zumisst, von Arthurs Spielproblemen und der verdrehten (aber aufreizenden) Nachbarin ganz zu schweigen. Aber was tut ein fest im Glaube stehender Jude, wenn sein Gott ihn so sehr prüft? Er sucht selbstredend den Rabbi auf, denjenigen, der auf alle Lebensschwierigkeiten einen Rat zu geben weiß. Oder zumindest eine passende Zahnarztepisode zu erzählen hat. Auch ein Rabbi kann eben nicht alles wissen, außer der immer zutreffenden Weisheit, dass man das Leben eben so zu nehmen hat, wie es kommt. Wie ernst es um diese Erkenntnis steht, lernt Larry im Laufe des Films mit umwerfender Gelassenheit und großem Herzen schätzen, woraus sich eine Fülle an Situationskomik entwickelt, deren Darstellung weder großer Hollywood-Namen noch enormer Produktionskosten – an beidem haben die Coens massiv eingespart – bedurft hätte. Vermutlich wird sich „A serious man“ nicht dermaßen im Kinogedächtnis festbeißen, wie es „Fargo“ oder „The big Lebowski“ einst taten, dennoch kann der ruhige, schwarzhumorige Streifen – nicht nur aufgrund der kleinen Lehrstunde über jüdische Begrifflichkeiten und Gebräuche – überzeugen. Vielleicht auch aufgrund seiner philosophisch-biblischen Elemente, der offenen Struktur und den wenigen Kracherszenen schaffte er es leider nur bis ins Programmkino – vielleicht aber noch in das ein oder andere Videoregal.

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