72 Stunden – The Next Three Days

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Russell Crowe gibt dem Kinofan derzeit in „72 Stunden – The Next Three Days“ die Antwort darauf, was es braucht, aus dem Knast auszubrechen.
Und das ist zunächst einmal ein üppig ausgestatteter Kleiderschrank, denn Crowe wechselt als sein Filmcharakter John Brennan im Fünf-Minuten-Takt seine Jacke, zumindest während der finalen Flucht-Sequenz. Doch eigentlich dreht sich der gesamte Film nicht um diesen entscheidenden Akt, sondern vielmehr um die ausgeklügelten Vorbereitungen dazu.
Die Brennans sind die klassische Bilderbuchfamilie: Vater, Mutter, Kind; und trotz jeglichen Alltagsstresses stimmt die Harmonie rundum – bishin zum Sexleben des Elternpaares. Doch wenn man es sich selbst schon nicht schwer gehen lässt, macht einem eben Gevatter Pech einen Strich durch die Glückseligkeit. Und so kommt es, dass Mutter Lara (Elizabeth Banks) aufgrund eines falschen Verdachtes im Gefängnis landet – wegen Mordes. Als alle Justizebenen durchlaufen sind und selbst der Anwalt den Glauben an die Unschuld seiner Klientin verloren hat, macht sich der treue Gemahl an einen gefährlichen Plan, um persönlich die Gerechtigkeit wieder herzustellen und seine der Todessehnsucht immer näher rückende Herzdame zurück ins Leben zu holen.
Die Grundgeschichte von „72 Stunden“ ist eine gute (wenn auch etwas realitätsfern und vom französischen Thriller „Ohne Schuld“ schlicht kopiert) und macht Lust auf den Film. Zeitangaben in Filmtiteln lassen generell auf hohes Tempo schließen. Und auch Hauptdarsteller Crowe ist einer jener Hollywood-Namen, die stets auf sympathische Weise große Action auf die Leinwand zaubern. Dass der Streifen den Erwartungen dennoch nicht gerecht wird, liegt auch weniger an ihm. Vielmehr langweilt Regisseur Paul Haggis (nach Erfolgen wie „Million Dollar Baby“ eigentlich vielversprechend) mit seiner Umsetzung. Unnötig zieht er eine Story von vielleicht 90 Minuten auf ermüdende 133, und zwar durch epische Pausen – in allem erdenklichen Ausmaße planen, grübeln und leiden seine Darsteller, dramatisch hinterlegt von herzzerreißender Filmmusik und wenig bewegten Bildern. Die Bezeichnung Action-Thriller sollte besser eingeklammern hinter dem Wörtchen „Drama“ platziert sein. Lediglich einmal schießt dem Zuschauer Adrenalin durch den Körper, nämlich wenn Lara sich urplötzlich aus dem Fluchtauto stürzt, John geistesgegenwärtig nach ihr greift und die beiden in dieser Position kreiselnd über die Autobahn brettern. Natürlich ist eine  abschließende Verfolgungsjagd in diesem Film Pflicht und auch das vorherige Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei baut grundlegende Spannung auf, doch niemals genug, um das Publikum tatsächlich an die Ereignisse zu fesseln. Und so bleibts ein Film, der für einen gemütlichen Filmabend gewiss geeignet ist, das Kinoticket aber kann man sich getrost sparen.

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