Doc ’n‘ Roll – 20.02.15

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Da isser wieder und berichtet heute einmal von etwas anderem: Ich habe mich auf einen Kurztrip in ein Winter-Wunderland begeben und Wunderliches dabei erlebt. Mein Besuch der kleinen finnischen Stadt Lappeenranta (etwa 75.000 Einwohner, nahe der russischen Grenze) war ziemlich aufregend. Schneeberge en masse, ein komplett vereister riesiger See, auf dem lustig Langlauf zelebriert wurde und die berühmten finnischen Preise (Bier in der Kneipe zwischen 6,20 und 8.90 Euro) – die diesjährige Karnevalsflucht war ziemlich verrückt.

Angekommen am Sonntagabend um 21 Uhr fällt auf, dass niemand (!) auf der Straße ist. Ok, es ist auch kalt (rund -18 Grad), wir nutzen dennoch die Gunst der Stunde für einen Spaziergang bevor wir in einer Eishockeykneipe den ersten Abend ausklingen lassen. 

Das Erwachen am Morgen danach ist aufregend. Alles weiß, riesige Schneemengen und ein Volk, das keinen „Geschiss“ um so etwas macht. Freigeräumt wird da nur die Einkaufsstraße, alle anderen mit Granulat versehen. Parkplätze werden gerne einmal mit dem Bagger freigemacht, die weiße Pracht anschließend mit dem LKW wegtransportiert. 

Sehr beeindruckend ist der Marsch über den riesigen See, der so derbe zugefroren ist, dass er als Ausflugsziel Nummer eins in der Stadt genutzt wird. Auch der Trip zur Eiskirche ist ziemlich abgefahren. Eine kleine Kirche komplett aus Eiswänden und Eisfenstern. Lediglich das Dach aus Holz, hoffentlich taut es nicht allzu bald …

Die Menschen sind allesamt sehr nett und freundlich, Ausnahmen gibt es natürlich immer. Etwa der dicke Busfahrer, der uns gar nicht erst antwortet oder die schlimmen Haarverlängerer vom Wella-Kongress im Hotel (die natürlich aber auch keine „Eingeborenen“ sind). Insgesamt geht es in Lappeenranta recht gemächlich zu, das Motto „Kommste heute nicht, kommste morgen“ wird hübsch ausgelebt.

Wann immer es geht, versuche ich in den nordischen Ländern ein Eishockeymatch zu besuchen – so auch dieses Mal. Ticketpreis um die 20 Euro beim Spiel Lappeenranta (8. der Tabelle) gegen den Verfolger Tampere. Die Überraschung: Auf die Frage nach der Busverbindung leiht uns die Rezeption zwei ihrer Saison-Dauerkarten. Klasse! Fast niemand von den 4000 Fans fährt mit dem Bus zum Spiel. Nahezu jeder kommt mit dem Auto, bei den oben erwähnten Bierpreisen scheint das aber auch kein Wunder zu sein.

Das Spiel selber ist dann eher mau, aufgefallen ist bei dem 2:4 des Heimteams lediglich der Mann mit dem goldenen Helm, Dave Spina. 

Den treffen wir dann 20 Minuten nach dem Schlussgong in „unserer“ Eishockeykneipe, wo er bereitwillig Autogramme schreibt, sich zum Spiel äußert und von mir gelöchert wird. Das Journalisten-Gen ist schwer auszuschalten. Was es mit dem Helm auf sich habe, will ich etwa wissen.

Er scherzt, dass der bestaussehendste Spieler den tragen dürfe, wird danach aber ernst und klärt mich auf, dass in der finnischen SM League der Spieler mit den meisten Punkten golden im Oberstübchen sein darf.

Auch die Unterschiede zwischen der deutschen und der finnischen Liga (Spina spielte mal in Iserlohn) legt der US-Amerikaner offen. Die ersten zwei Reihen in jedem Team seien recht gleich stark in diesen Ligen, ab Reihe drei werde es in Deutschland jedoch wesentlich schwächer als in Finnland. Insgesamt machte der Eishockey-Weltenbummler (spielte auch schon in der NHL oder Schweden) einen recht zufriedenen Eindruck mit seinem Engagement in Lappeenranta, konnte aber nicht verbergen, dass er gerne noch einmal in die NHL möchte. 

Der Rückflug war dann noch einmal ein echtes Erlebnis: Am winzigen Flughafen angekommen (eineinhalb Gates, zwei Räume) stehen dort 130 laute, pöbelnde und äußerst alkoholisierte Russen. Die entpuppen sich als Hooligans von Zenit St. Petersburg, kamen mit dem Bus nach Lappeenranta (etwa 3 Stunden Fahrt) und wollen mit „unserem“ Flieger nach Weeze an die holländische Grenze, weil Zenit in der Euro Leauge gegen Eindhoven spielt. Es kommt wie es kommen musste: Schon vor dem Abflug wird einer eingeknastet, weitere verwarnt. Im Flieger benehmen sich die meisten nur im üblichen Rahmen daneben (Singen, ständiges Rumlaufen, Schreien), einige aber dann doch etwas mehr, kommen Aufforderungen des Flugpersonals nicht nach, trinken die ausdrücklich verbotenen eigenen Alkoholika und sind sowieso echte Charmebolzen in bester Putin-Manier. Bei der Landung informiert uns der sehr souveräne Flugbegleiter, dass wir alle noch zehn Minuten sitzen bleiben müssen, damit die Polizei in den Flieger kann. Fünf Einsatzkräfte verhaften noch im Inneren des Luftschiffes zwei Russen und wir können diesen schlimmen Flug endlich verlassen. Der absolut empfehlenswerte Abenteuerurlaub endet im dichten Weezer Nebel.

 

Fotografisch war es natürlich auch toll, einige Bilder habe ich Euch hier unten angehängt. Noch viel mehr Pics gibt es HIER!

 

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So long, rock on

 

 

 

yoursdocrock

 

 

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