Deep Purple im Interview: Das Ende wird kommen

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17310033 1536097169735320 8704386135555577978 oDas noble und distanzierte Ambiente des Düsseldorfer Hotels direkt an der Kö steht im krassen Gegensatz zur herzlichen und warmen Art, die hier zwei echte Legenden ausstrahlen: Roger Glover und Ian Paice, Bassist und Schlagzeuger der britischen Hardrock-Institution Deep Purple, sitzen zwischen dicken Teppichen und schnieken Gemälden und plaudern über ihr neues Album („Infinite“) und die möglicherweise letzte Tour mit dem Namen „The long Goodbye“. Denn eines ist für beide klar: „Das Ende wird kommen.“

„Das ist uns allen klar und es ist ein wirklich angsterfüllender Gedanke, wenn man darüber nachdenkt, wann und wo das allerletzte Konzert sein könnte“, sagt Drummer und Gründungsmitglied Ian Paice, der als einziger Musiker auf jedem Album von Deep Purple zu hören ist. „Es ist, als würde man die Tür hinter einem 50 Jahre währenden Lebens schließen, um dann zu sagen, das kann niemals wieder passieren.“
Deep Purple feiern im Laufe der Long Goodbye-Tour nämlich ihr 50-Jähriges. 1968 gründeten Paice, Rod Evans (bis 1969 dabei), Ritchie Blackmore (bis 1975 und von 1984–1993), Nick Simper (bis 1969) und Jon Lord (bis 2002) die Band.
„Ich bin nicht mutig genug“, sagt Ian Paice und meint, nicht mutig genug, um ein verbindliches Ende der Hardrock-Veteranen zu benennen.
„Außerdem gibt uns das am Ende der Tour die Möglichkeit, einen langen Urlaub zu machen und uns dann zu fragen, ob wir noch mehr wollen.“ Wenn es dann nicht so sei, wäre es in Ordnung. Dann sei es vorbei. „Aber vielleicht sagen wir ja auch, dass wir einfach zwei, drei Wochen im Sommer in irgendwelchen schönen Städten auftreten wollen.“
Man habe sich bewusst diese Möglichkeit offen gehalten. „Die Tür ist nicht geschlossen, wenn man noch den Fuß drin hat“, ergänzt Roger Glover.
Auch muss „Infinite“ nicht das letzte Album gewesen sein. „Platten aufzunehmen ist heutzutage nicht mehr so anstrengend“, erzählt Ian Paice, „nicht mehr körperlich so fordernd. Eine Welttour aber ist es auf jeden Fall.“
Mit dem exzellenten neuen Album hat die Band es zum ersten Mal zugelassen, dass ein Kamerateam einen intimen Einblick in die Arbeit im Studio bekam. Die Doku „From Here To inFinite“ begleitet die fünf legendären Musiker auf ihrer bewegenden Reise nach Nashville, um dort ihr Album in nur 28 Tagen aufzunehmen. Der Film hat am Donnerstagabend in Düsseldorf Premiere.

Betrunken in Düsseldorf

An Düsseldorf hat Ian Paice übrigens eher nebulöse Erinnerungen: „In den 70er habe ich mal die Altstadt besucht und es war ein sehr alkoholreicher Abend. Am Ende wusste ich nicht mehr, in welchem Hotel ich untergebracht war und irrte drei, vier Stunden durch die Stadt“, lacht der 68-Jährige. Dann habe ihn jemand erkannt. „Er hat mir dann gesagt, wo ich wohne.“

Zurück zur Doku. Warum braucht die Welt jetzt einen Einblick in die sehr späten Deep Purple?
„Wir haben das gemacht, weil es so viele Dokus gibt, die von den alten Zeiten handeln und es wirklich wenig gibt aus der Zeit seitdem Steve (Morse, Gitarrist seit 1994 – die red.) in der Band ist“, weiß Paice zu berichten. Man habe das exzellente Filmteam quasi gar nicht bemerkt. Vom Songwritingprozess bis zu den Aufnahmen in Nashville begleitet die Doku die Formation mit intimen Einblicken. „Es ist so interessant für die Fans zu sehen, wie die Songs entstehen. Das ist es doch, wo man seine Lieblingsband immer mal bei zuschauen möchte. Wenn ich nicht im Fokus war, habe ich mich selbst wie ein Fan gefühlt“, lacht der Schlagzeuger.

„Nashville ist der einzige Ort, der übrig ist“

Doch, warum überhaupt Nashville als Aufnahmeort? Steht das nicht eher für Blues und Country?
„Nashville ist der einzige Ort, der übrig ist“, bekennt Paice. Los Angeles sei musikalisch erledigt, in New York laufe nicht mehr viel, London hat Abby Road und nur ein paar andere Studios.
„In Nashville ist einfach jeder. Nicht nur Country. Da gibt’s Jazz, HipHop, klassische Musik, Folk, Rock. Sie haben die Infrastruktur. Große Studios, kleine Studios.“ Die besten Sessionmusiker der Welt leben in Nashville. In jedem Club gebe es Livemusik jeder Art. „Die Leute dort sind clever. Sie haben ihr Geschäft nicht abgegeben, sie haben alles selber unter Kontrolle. Ihnen gehören die Radiostationen, die Clubs, die Studios. Woanders wurde all das in andere Hände gegeben.“
Natürlich wurde auch über das neue Album „Infinite“ (Veröffentlichung am 7. April) geredet. „Das Schönste ist, dass Leute sagen, es würde wie die frühen Tage klingen“, sagt Bassist Roger Glover. „Das war nicht unsere Absicht. Unsere Absicht war, so natürlich wie möglich an die Sache heranzugehen.“ Wenn man so viele Songs geschrieben habe, wolle man sich nicht selber kopieren. „Das ist schwer, sehr schwer“, ergänzt Paice. „Wir haben aber für dieses Album Songs geschrieben, die klar nach Deep Purple klingen, aber anders sind als Sachen, die wir vorher gemacht haben“, weiß Glover. Er selber mag die überraschenden Nummern auf dem Album am Liebsten, tut sich aber schwer, echte Favoriten zu benennen. Am Besten überzeugt man sich also selber von „Infinite“ und verpasst keinesfalls die vielleicht letzte Tour der Rock-Urgesteine. Zu einem wird es zum Abschuss der Karriere der Band jedenfalls nicht kommen: Ein gemeinsames Konzert mit allen noch lebenden Deep Purple-Musikern aus allen Phasen der Gruppe. „Es wäre finanziell eine brillante Idee, künstlerisch und emotional würde es schrecklich sein“, sagt Ian Paice. Es wäre ein Tiefpunkt“, ergänzt Roger Glover.

 

Im Mai geht es los:
19.05.17 München, Olympiahalle
30.05.17 Hamburg, Barclaycard-Arena
06.06.17 Köln, Lanxess-Arena
07.06.17 Dortmund, Westfalenhalle 1
09.06.17 Leipzig, Arena Leipzig
10.06.17 Frankfurt, Festhalle Frankfurt
13.06.17 Berlin, Mercedes-Benz-Arena
14.06.17 Stuttgart, Hanns-Martin-Schleyer-Halle

 

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